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Reisebericht Jakobsweg Ostern 2015

Eine Reise von der Moderne ins Mittelalter
Der Kultur- und Geschichtsverein auf dem Jakobsweg von Bilbao nach Santiago de Compostela

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Seit 22 Jahren organisiert Eva-M. Gerhardinger höchst erfolgreich Studienreisen für den KGV. In diesem Jahr begaben sich mit ihr 21 Kulturbegeisterte in der Karwoche auf den Camino nach Spanien.
Der spanische Jakobsweg führt durch eine der ältesten Kunst- und Kulturlandschaften Europas. Seit über tausend Jahren ziehen Pilger aus West- und Mitteleuropa durch die herrlichen Landschaften von Navarra, Altkastilien und Galicien zum Grab des Apostels Paulus in Santiago de Compostela. Der KGV begann seine Reise in der Baskenstadt Bilbao mit einer Führung durch das spektakuläre Guggenheim-Museum mit den Meisterwerken der Kunst des 20. Jahrhunderts. Imposant ist allein schon der kühne Bau des amerikanischen Stararchitekten Frank O. Gehry, bestehend aus Glas, Titan und Kalkstein. Beeindruckt zeigte sich die Reisegruppe sowohl vom spektakulären Gebäude als auch von den ausgestellten Werken wie z.Bsp. der Gesamtschau von Niki de Saint Phalle oder den sieben überdimensionalen, begehbaren Stahlskulpturen von Richard Serra. Mit über einer Million Museumsbesucher pro Jahr profitiert die ganze Region um die Baskenstadt.


Am zweiten Tag ging es von der Moderne weiter mit dem Bus auf dem Pilgerweg ins Mittelalter. In Logrono stieß die Reisegruppe auf den camino francés, dem sie die ganze Woche folgten. Über Santo Domingo de Calzada, wo sich der Legende nach das „Hühnerwunder“ ereignete, erreichte man die einstige Königsstadt Burgos, die heutige Hauptstadt der Provinz Kastilien-León. Bewundern konnten die Reisenden die Kathedrale, die von der UNESCO als Welterbe geschützt wird, ist sie doch ein Beispiel früher französischer Kathedralgotik auf spanischem Boden. Ihr Architekt, Juan de Colonia, kam aus Köln und ihre Türme erinnern auch an die Kathedralen von Ulm, Köln oder Breisgau. Überwältigt von den zahlreichen Kapellen im Chorumgang sowie dem Ausmaß der Kathedralanlage zog die Gruppe auf dem Camino weiter nach Frómista. Hier bestaunten sie die Kirche San Martin, die zu den frühesten romanischen Großbauten Spaniens zählt.

Der Bauschmuck beschränkt sich im Inneren auf die Kapitelle, auf denen sich biblische Szenen, Tiere oder pflanzliche Darstellungen finden.
Wie Perlen auf einer Kette reiht sich am Jakobsweg ein Kulturjuwel an das andere und so erreichte die Reisegruppe León, eine der schönsten Städte am Camino. Frau Gerhardinger vom Kultur- und Geschichtsverein wählte ganz bewusst die Karwoche als Reisezeit, finden doch in dieser spanischen „Semana Santa“ die ganze Woche über die zahlreichen Prozessionen statt. Die Spektakulärsten kann man am Gründonnerstag in León erleben: In 30 Prozessionen ziehen 16.000 Laienbrüder in charakteristischer Büßerkleidung mit aufrechter Kaputze, das Gesicht vermummt - zum Teil auch noch barfuß – durch die Gassen und tragen dabei die tonnenschweren Stationen des Leidensweges im Rhythmus der Trommeln und Trompeten. Tag und Nacht erlebte die Gruppe diese Festumzüge hautnah mit, und mancher Moment wurde emotional sehr intensiv empfunden. Aber nicht nur wegen der Festumzüge bleibt León in der Erinnerung der Reiseteilnehmer, auch wegen der wunderschönen gotischen Kathedrale mit den berühmten Buntglasfenstern oder der Basilika San Isodoro mit dem Pantheon der Könige, das auch „Sixtinische Kapelle der spanischen Romanik“ genannt wird.


Die KGV-Reisegruppe erlebte die Geschichte und Kultur auf dem Jakobsweg nicht nur per Bus sondern auch per pedes. So erwanderten sie zu Fuß die weite Landschaft mit den ersten blühenden Sträuchern am Rabanalpass auf 1500m Höhe, am Cebreiro zum galicischen Grenzstein oder auf dem Weg zu den Pilgerherbergen.


Zum absoluten Höhepunkt der Reise erhob sich natürlich das Ziel der Studienreise, die UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt „Santiago de Compostela“ zum Zeitpunkt des Osterfestes. Nach einer ausführlichen Führung um und in der romanischen Kathedrale konnten die Reisenden an der Ostermesse teilnehmen und damit den Glanzpunkt erleben, das Anzünden des berühmten Botafumeiro, der an einem 26m langen Seil von der Decke hängt. Dieser Weihrauchkessel, bestückt mit 300g Weihrauch, wird dreimal im Jahr zu den Festgottesdiensten mit einer Geschwindigkeit von 70km/Stunde durch das Querschiff der Kathedrale geschwungen. Der ursprüngliche Anlass für diese „Aromatisierung“ lag darin, dass der Gestank der zahlreichen mittelalterlichen Pilger, die in der Kathedrale lebten, vertrieben wird.
Der Apostel Jakobus, häufig dargestellt hoch zu Roß als Maurentöter, als Matamoros, half durch seine Wunder den Christen in ihren Schlachten gegen die Mauren. Andächtig defilierten die Reisenden am Apostelgrab vorbei und bestiegen die Treppe zur Apostelstatue, um die Arme um ihn zu legen.


Nach der Ostermesse konnte jeder individuell die liebenswerte Altstadt, gebaut aus Granit, mit den zahlreichen Gässchen erkunden und bei Tapas und Wein den Ostersonntag in Spanien genießen.
Zum perfekten Erfolg dieser Studienreise trug natürlich der – in Person und Fachkompetenz – ausgezeichnete Reiseführer, Herr Wassermann vom Bayerischen Pilgerbüro, bei und ganz bestimmt auch das unglaublich beständige Reisewetter mit täglichem Sonnenschein bei stahlblauem Himmel.